Dienstag, 6. Januar 2015

Glück in Schleifen

Happy New Year 2015!
Unhappy Old Status 2014! Nicht schwanger.

Am 22.12. wurden mir zwei Achtzeller eingesetzt in A und B Qualität, alles spitze für diesen Zeitpunkt (PU +3). Der Zyklus war ein kompletter Spaziergang. Keine Stimulation, keine Vollnarkose, nichts. Nur eine Spritze Brevactid (HCG) zum Auslösen des Eisprungs und ein weiterer Arztbesuch für den Transfer. Fertig. Danach ab nach Hause, Weihnachten feiern, ausruhen, glücklich sein. Ich hatte auch tatsächlich das Gefühl, dass es geklappt haben könnte. Es zwickte, zwackte, ziepte und stichelte. Ich hielt mich zurück beim Alkohol und der Mann legte jeden Abend Hand auf. Wie ein Heiler, um positive Energie zu unseren kleinen Krümeln zu schicken. Wir sind langsam joggen gegangen und waren sogar ein Mal Skifahren. Ich hab mich gut gefühlt, immer schön langsam gemacht aber generell alles so wie immer. Denn genau das war die Empfehlung der Ärztin. Nicht so viel Nachdenken, weitermachen, glücklich sein.

Aber es hat leider alles nichts genutzt. Der Test an ES +12 war blütenweiß (naja, bis auf die graue Linie, wegen der ich dann doch noch etwas Hoffnung hatte. In Foren kursiert das als Verdunstungslinie), der Test an ES +14 hatte wirklich gar keine zweite Linie mehr. Ich setzte sofort das Progestan, was ich seit ES genommen habe, ab und wir fanden uns mit dem Ergebnis ab. Die Mens kam dann erst 2 Tage später, sowas kann mich ja auch nochmal verrückt machen (hab ich doch zu früh abgesetzt, kann es nicht doch noch irgendwie sein...?).

Das war er dann also, der 1. Kryo und der insgesamt 2. Versuch. Jetzt bin ich voll drin. In den Schleifen.

Erste Schleife: 
Warten auf den Eisprung. Ist er pünktlich? Verschiebt er sich? Wann ist der Transfer? Muss ich mir frei nehmen? Ob wohl alle Eizellen aufgetaut werden können?

Zweite Schleife:   
Warten auf den Schwangerschaftstest.
Es zwickt. Ist das normal? Ich glaub es hat geklappt. Nee, doch nicht. Und wenn doch?
Die zweite Schleife ist eigentlich großartig. Es könnte geklappt haben, man kann nichts tun, außer warten. Kein Medikament, keine Hilfsmittel ändern etwas. Alles oder nichts. Bis zum Tag, an dem der Schwangerschaftstest mal wieder nur eine Linie anzeigt.

Dritte Schleife: 
Kann es doch irgendwie sein, obwohl der Test negativ ist? Nein, kann es nicht. Aber da im Forum schreibt doch jemand, der Test sei erst nach 2 Wochen positiv gewesen...

Vierte Schleife: 
Nein, es war nichts, Fräulein Mensini ist eingetroffen. Wohin mit der blöden Traurigkeit? Zu ihm? Er ist genauso traurig. Dann lassen wir es raus. Aber nicht zu viel, wir wollten doch positiv bleiben. Und die Wahrscheinlichkeit war doch sowieso so gering, was haben wir denn erwartet?

Fünfte Schleife: 
So, wann geht's weiter? Diesen Monat ist schlecht, Termine im Job, zu viel Stress. Gut, dann den Monat drauf, ist ja eh besser, ein bißchen Erholung, nichts überstürzen. Super, wir haben einen Plan. Es geht weiter, bestimmt klappt es nächstes Mal.

Sechste Schleife: 
Bitte starten Sie bei Schleife 1.

Wisst ihr, was ich mit "Glück in Schleifen" meine? Irgendwie ist doch die ganze Zeit bis zum Schwangerschaftstest so, als sei man schwanger. Man hat zumindest alles Mögliche getan, es zu werden. Ich bin dann immer auf eine seltsame Art glücklich, entspannt, hoffnungsvoll. Wie ist das dann wohl erst, wenn man schwanger ist?

Ich war noch nicht beim Bluttest. Ich mag irgendwie nicht. Was sollen die mir schon sagen? Andererseits habe ich aufgrund meiner Erfahrung mit der Eileiterschwangerschaft natürlich keine gute Ausgangsposition. Damals war Fräulein Mensini auch da, aber das HCG stieg trotzdem fröhlich an. Deswegen habe ich mir heute eine Großpackung Schwangerschaftstest bestellt. Wenn HCG da ist auf wundersame Weise, dann wird es mir angezeigt, sobald die Post eintrifft. Aber die Praxis betrete ich erst wieder, wenn ich das GO für die nächste Stimulation haben möchte. Ich gehe ja auch nicht zum Frisör, damit er mir sagt, dass ich in 4 Wochen kommen kann, da jetzt noch alles prima aussieht.

Mein Mann hat mir zu Weihnachten eine Reise geschenkt. Die letzten 4 Tage waren wir unterwegs, haben es genossen und konnten alles sehr gut verarbeiten. Mit jedem Negativ rücken wir irgendwie näher zusammen. Er öffnet sich mir gegenüber, gibt auch mal zu, dass er Angst hat, dass er es vielleicht nicht packt. Ich mache ihm Mut, er macht mir Mut. Wir bauen uns gegenseitig auf und fallen ab und zu einfach mal zusammen, ohne dass es für den anderen bedeutet, dass man schwach ist. Das ist einfach nur menschlich. Er hat ein schlechtes Gewissen, mir das alles eingebrockt zu haben. Natürlich völliger Quatsch, aber ich würde an seiner Stelle wahrscheinlich genauso denken. Einigen wir uns darauf, dass es einfach nur Mist ist. Mist in Schleifen. Aber irgendwann kommen wir raus aus dem Schlamassel und gehen in Schleife 7: Schwanger.

Und dann heißt es: Schleife 8: Ob es wohl bleibt? Schleife 9: Ist es wohl gesund? Schleife 69: ob er /sie wohl genug isst? Schleife 156: Mit dem Typen will sie zusammen sein? Schleife 489: Hat er sich das mit dem Studium der Atomphysik auch wirklich gut überlegt? ...