Samstag, 5. Dezember 2015

here.we.go.

Es ist Dezember und seit dem 20.10.2015 bin ich MAMA. Heidewitzka, das war ein ganz schöner Ritt bis hierher. Aber von vorne:

Am 18.10. habe ich den letzen Posten auf meiner (zugegeben nicht besonders langen) Schwangerschafts-todo-Liste abgehakt: Ein Baby Erste Hilfe Kurs. Kann ja nicht schaden dachten wir. Pünktlich in der Nacht danach fühlte es sich im Bett etwas nasser an als sonst (ich erspare euch die Details). Ich war mir irgendwie nicht sicher, Blasensprünge hörten sich in Erfahrungsberichten anderer immer so nach platz.bumm.bäng an. Bei mir war es aber eher so tröpfel, tröpfel. Ich hab versucht, noch etwas weiterzuschlafen (hat ganz toll geklappt) und dann morgens in der Klinik angerufen. Ich sollte mal gemütlich frühstücken und dann kommen. Ich hatte keine Wehen.

In der Klinik angekommen dann der Test (macht man mit so PH-Wert Streifen): Es war ein Blasensprung. Wir durften ab dann also da bleiben. Vorzeitiger Blasensprung ohne Wehen heißt: Alle 4 Stunden ein Antibiotikum intravenös. Prost. Die Klinik war bumsvoll und dauernd kamen Frauen mit riiiiiesigen Bäuchen reingewatschelt, weil sie entweder über ET waren und die Einleitung besprechen wollten oder (das hab ich nur ein Mal erlebt), unter bereits starken Wehen am Tresen die Anmeldung vornahmen.
Wir haben uns das alles ganz entspannt angeschaut und erstmal ein Zimmer bezogen. Man wartet ab Blasensprung 24 Stunden, bevor man einleitet. Also eine weitere unruhige Nacht verbracht und dann morgens um 8 Uhr die erste Tablette bekommen. War nur die Testdosis, aber die hat bei mir schon einiges in Gang gesetzt. Nachmittags um 15 Uhr dann die zweite und ab da ging es richtig los. Eh witzig, man denkt ja immer: Wow, das sind also die Schmerzen, von denen immer alle sprechen. Und bei der nächsten Wehe dann: Ach nee, DAS sind also die Schmerzen.... Naja, ich muss sagen mein Mann war mir wirklich eine riesen Hilfe. Er hat mir bei jeder Wehe fest am Rücken entlang gestrichen, bei den Presswehen gegengehalten, neue Positionen vorgeschlagen, sich drum gekümmert, dass ich was trinke... Im Gegensatz zur Hebamme, die war gefühlt irgendwie nur ganz am Ende bei uns, weil so viel los war. Aber wir haben das auch so hinbekommen. Um 00.09 am 20.10. kam dann unser Sohn zur Welt. Ich kniete mittlerweile vor dem Bett und die letzten Wehen hatten auf sich warten lassen, aber letztendlich ging alles gut und da lag er dann vor mir. Mein Sohn. Ich hatte gedacht, dass ich wie immer in emotionalen Situationen in Tränen ausbreche, aber irgendwie war dem nicht so. Ich schaute ihn nur keuchend und fasziniert an, traute mich irgendwann, ihn zu berühren und fragte dann, ob ich ihn hochnehmen kann (lustig oder? Ob man sein eigenes Kind hochnehmen kann... Aber ist ja alles komplett neu auf einmal). Dann legten mein Mann und ich uns aufs Bett und B. wurde auf mich gelegt. Zeitgleich wurde ich noch genäht. Schamgefühl kann man ja sowieso an der Kliniktür abgeben. Bis dahin war es eine Traumgeburt. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung, aber aus meiner Sicht lief alles gut. Klar hat man krasse Schmerzen und ist komplett fertig danach, aber dieser Moment, mit dem Menschlein auf der Brust um Bett zu liegen, ist der absolute Wahnsinn.

2 Stunden später wurden wir dann auf die Station gebracht. Und ab da war alles etwas anders. Mein Mann bemerkte, dass B. schon voller Kindspech war und ging zur Nachtschwester, um ihn mit ihr zu wickeln. Als er wiederkam, war er kreidebleich. B. hatte sich wohl in heftigster Weise übergeben, geschrien und gewunden. Laut Schwester alles ganz normal, aber mein Mann meinte, das sei es aus seiner Sicht nicht. Wir verbrachten dementsprechend eine unruhige Nacht, B. röchelte die ganze Zeit und machte einen sehr nervösen Eindruck. Die Hebamme wollte ihn nicht mehr begutachten (mein Mann ging nochmal zu ihr), so dass wir wohl oder übel bis zum nächsten Tag warten mussten.
Die Tagschwester registrierte es auch sofort, sie meinte er erschiene ihr ziemlich nervös, schnell atmend, irgendwie ungewöhnlich. Das Problem an der Sache: Die Klinik hat keine Kinderstation. Es mussten also Ärzte aus der Partnerklinik anrücken. Fazit: "Dem ist ja total schlecht", Verdacht auf Neugeboreneninfektion, Verlegung ins andere Krankenhaus. Tja, das bedeutete für uns: Im Auto hinterherfahren, man darf nämlich nicht mit dem Kind zusammen fahren. Also packte ich 12 Stunden nach Entbindung meine Sachen und setze mich frisch genäht neben meinen Mann ins Auto. Ach, ist das schön in Erinnerungen zu schwelgen...

In der anderen Klinik angekommen, lag B. schon in seinem Wärmebettchen. 3 Kabel für Herzschlag, Sättigung etc., eine Infusion für das Antibiotikum und eine Magensonde, um Luft aus dem Bauch abzupumpen, von der er wohl reichlich hatte. Ein Anblick, den ich wirklich nicht gebraucht hatte. Er war ja eh schon 2 Wochen zu früh, nur 2.800 Gramm schwer und sah so komplett hilflos aus. Keiner konnte oder wollte uns dann auch so recht sagen, was Sache war, wie lange wir wohl bleiben müssen etc. Das wühlte uns natürlich noch mehr auf.
Ich will mich jetzt gar nicht groß über die Zeit in der Klinik auslassen. Fakt ist: Nach einer Woche durften wir wieder gehen, da alle Werte unauffällig waren. Dazwischen lagen 6 Tage, in denen ich Tag und Nacht an seinem Bett saß, links und rechts die Milchpumpe an mir hängen (auf der Neo wird meistens mit der Flasche gefüttert, weil man ja nicht immer da ist, wenn das Kind Hunger bekommt), teilweise mit Stillhütchen stillend. Als wir zu Hause waren, klappte es mit dem Stillen aber dennoch sehr schnell sehr gut, so dass die Zeit der Flasche schnell vergessen war, zum Glück.

Und dann waren wir endlich ZU HAUSE. Ich fühlte mich ein bißchen um die erste Woche betrogen, in der man doch so viel Nähe hätte aufsaugen, sich ganz genau kennenlernen können. Deswegen beschlossen wir, einfach die Reset Taste zu drücken und so zu tun, als kämen wir quasi direkt nach der Geburt aus dem Krankenhaus.
Und die Zeit war und ist wirklich schön. Wahnsinnig anstrengend, aber auch schön. Leider hat B. laut Kinderärztin "massive Blähungen", also mehr als üblich, was ihm und uns das Leben nicht gerade leicht macht. Er ist recht viel unzufrieden und schläft nicht gut. Eigentlich schläft er nur in der Tragehilfe oder auf uns drauf (seit ein paar Nächten auch mit Körperkontakt NEBEN uns, woohoo). Das Beistellbett ist eher eine Ablagefläche, da wollte er noch nie rein.
Er trinkt alle 2-3 Stunden und heute Nacht hat er sein bisheriges Maximum an Schlafdauer erreicht: 3 Stunden. Also von lange oder Durchschlafen kann hier nicht die Rede sein. Aber wir stecken es ganz gut weg. Ich habe mittlerweile akzeptiert, das kein Mittelchen gegen die Blähungen hilft, so dass wir sie einfach akzeptieren und warten müssen, bis es vergeht (angeblich ja nach den ersten 3 Monaten). Wenn er keine Schmerzen hat (also in wenigen Momenten, die wir auskosten), ist er ein ziemlich lässiges Baby, lächelt uns bereits an und schaut interessiert in der Gegend rum. Gestern erschien es mir, als sei er im ersten Schub, weil ab Mittag permanent gemeckert und geschrien wurde.

Aber so ist das wohl jetzt mit Baby. Anstrengend und gleichzeitig unglaublich schön und bereichernd. Ich bin noch dabei, mich in die Mutterrolle einzufinden. Ich bin eindeutig nicht die super-Mami, bin laufend unsicher und hoffe, dass ich ihm das gebe, was er braucht. Aber das spielt sich immer mehr ein. Wir sind ja erst seit 5 Wochen zu Hause. Außer den Blähungen ist alles ok, die U3 war unauffällig und auch die Hüfte ist 1a.
Mittlerweile wiegt er 3.900 Gramm, hat also in 5 Wochen über ein Kilo zugenommen. Mini ist er trotzdem noch, andere Kinder kommen ja mit dem Gewicht auf die Welt. Aber ich genieße es eigentlich noch, ein zartes Baby zu haben. Den kann man wenigstens gut rumtragen. Laut ist er trotzdem, ich hoffe immer auf dicke Wände oder wahlweise verständnisvolle Nachbarn mit Oropax. Aber das Mantra ist: So ist das eben mit Kindern. Oder auch: Es ist alles nur eine Phase. All das stimmt, nur sind die Ausprägungen eben sehr verschieden. Ich hab schon so viel gegoogelt, ob Dinge "normal" sind, ich sollte es einfach mal lassen. Ist nämlich genauso wie in der Schwangerschaft: Kann sein, muss aber nicht.

Wir nehmen es jetzt einfach, wie es kommt und versuchen, dem kleinen Brülläffchen so viel Liebe und Nähe zu geben, wie er möchte. Dann wird sich schon alles von alleine regeln. Nur keine to do Listen oder unrealistischen Erwartungen. Und nicht zu viel Besuch! Das war etwas, was mich latent gestresst hat am Anfang. Du kennst dein Kind selber noch nicht so richtig und dann kommt die Verwandtschaft oder Freunde. Die sind alle total lieb und gar nicht besserwisserisch, aber trotzdem ist es anstrengend und ich dachte fast jedes Mal (außer bei meiner eigenen Mama): "Gib mir jetzt mal mein Kind zurück". Aber auch das wird besser. Er soll sich ja an viele Menschen gewöhnen.

So, ich weiß nicht, ob jemand bis hierher gelesen hat, aber das musste mal runtergeschrieben werden. Ob ich den Blog weiterführe, weiß ich noch nicht genau. Ich habe gemerkt, dass ich jetzt schon wieder vergessen habe, wie die Dinge vor 4 Wochen waren, deswegen wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, das aufzuschreiben. Außerdem hab ich auch in anderen Blogs ein bißchen gestöbert und fand es immer interessant und hilfreich wenn berichtet wurde, wie die Kinder trinken, schlafen, ... Also wahrscheinlich bis bald, das Brülläffchen meldet sich und möchte aus dem Trageparadies abgeholt werden :)